Stefan Winckler
Historiker und Buchautor

 Kein Platz für das Kreuz der Patrone Europas – wegen Europa?

„Die Apostel der Slawen, die heiligen Cyrill und Methodius, bleiben im Gedächtnis der Kirche zusammen mit ihrem großen Werk, der Glaubensverkündigung, das sie vollbracht haben. Man kann sogar sagen, dass ihr Andenken in unseren Tagen besonders lebendig und aktuell geworden ist“. Mit diesen Worten begann Johannes Paul II. seine Enzyklika „Slavorum Apostoli“ 1985.
2013 wird vielerorts die Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method vor 1150 Jahren in Mähren gefeiert. Welche Bedeutung die beiden Geistlichen hatten und haben, und weswegen ihr Gedenken im Winter 2012/13 eine politische Auseinandersetzung auslöste, soll in diesem Artikel behandelt werden. Relevant sind sie als gemeinsame Heilige der westlichen und der östlichen Kirche; auch die Evangelischen gedenken ihrer. Das ist zu begrüßen, denn erscheint nicht die gemeinsame Verehrung durch unterschiedliche Konfessionen als Ansatzpunkt für die Ökumene? (1) Ihr Tag ist sowohl für Katholiken, Lutheraner und Anglikaner der 14. Februar (uns eher als Tag des Hl. Valentin bekannt), für die Orthodoxen der 6. April. In Tschechien und der Slowakei ist der 5. Juli zu Ehren der Heiligen arbeitsfreier Feiertag. Der Papst erhob Kyrill und Method 1980 zu Patronen Europas, an der Seite des Benedikt von Nursia.
Kyrill und Method wurden als Söhne eines griechischen kaiserlichen Beamten und einer slawischen Mutter 815 und 827 in Saloniki geboren. Sie schlugen eine geistliche Laufbahn ein, die sie zunächst in das südrussische Gebiet zwischen Dnjepr und Wolga führte. Der Fürst des Großmährischen Reiches, Rastislaw, rief sie 863 in das Kerngebiet seines Landes, das sich 150 Kilometer nördlich von Wien befindet, um zu missionieren. Dahinter stand die politische Hinwendung zu Byzanz, nachdem er sich mit dem Karolinger Ludwig dem deutschen zerstritten hatte. Kyrill und Method übersetzten die Bibel in die altslawische Kirchensprache, so dass sie auch in philologischer Hinsicht bedeutsam wurden. Dies fand die ausdrückliche Billigung von Papst Hadrian II., den die Brüder in Rom aufsuchten. V.a. missionierten sie auf friedliche Art, die bestehende Kultur achtend, fördernd und weiter entwickelnd. Nach dem Tode Kyrills war Method Gründer des Erzbistums Großmähren. Bayerische Missionare lateinischer Sprache behinderten seine Arbeit; zeitweise war er sogar im ostfränkischen Reich in Gefangenschaft. Method starb am 6.April 885 in Velehrad/Mähren. Dies ist heute ein Wallfahrtsort im Zentrum Mitteleuropas, den Papst Johannes Paul II. 1990 aufsuchte und mit der Goldenen Rose auszeichnete. Eingedenk dieser historischen Tatsachen verwundert es nicht, dass die Slowakische Nationalbank 2012 mit Blick auf das bevorstehende Jubiläum Zwei-Euro-Münzen prägen lassen wollte, auf deren Rückseite die beiden Glaubensboten abgebildet sind. Auflage: eine Million Stück. Die Kommission der Europäischen Union erklärte dazu, die vorgesehene Abbildung von Heiligenscheinen und den Kreuzen auf der Stola de Method sei unstatthaft, da die EU den Grundsatz der religiösen Neutralität vertrete. Das laizistische Frankreich stand auf dem gleichen Standpunkt, während Griechenland offenbar als Retourkutsche für die slowakische Weigerung, den Euro-Rettungsschirm auszuweiten, ebenfalls gegen die religiösen Kennzeichen protestierte (ungeachtet dessen zeigen Griechenlands Staatswappen und Flagge ein Kreuz). Es gelang der slowakischen Öffentlichkeit, nicht nur den Bischöfen, die zwischenzeitlich schwankende Nationalbank zur geplanten Abbildung der religiösen Symbole zu veranlassen. Maßgeblich am erfolgreichen Protest gegen die EU-Forderung war der Nürnberger Europa-Abgeordnete Martin Kastler beteiligt, der damit ein hervorragendes Beispiel von Unterstützung grenzüberschreitender Anliegen in christlichem Geist bot. Die Ausgabe der Münzen wurde im Mai 2013 verwirklicht.
Dies alles zeigt, dass heute politische Interventionen ohne Rücksicht auf gewachsene religiöse Strukturen anderer Länder vorgenommen werden (nahezu 75 Prozent der Slowaken sind Christen) und die Gefahr des Einknickens besteht, falls es keine politisch hervortretende Zivilgesellschaft gibt. Diese Interventionen geschehen, wenn Amtsinhaber am politischen Mittelpunkt nicht wissen oder nicht wissen wollen, dass das Christentum Europa in vielfacher Hinsicht entscheidend geprägt hat, ja auch die Völker verbinden hilft.


Beiträge im Internet:


http://www.heiligenlexikon.de/BiographienC/Cyrillus_von_Saloniki.htm
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Methodius_von_Maehren.htm
http://www.radio.cz/de/rubrik/schauplatz/kyrill-und-method-und-die-globale-sicht-des-christentums-die-bedeutung-der-slawenaposteln
http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM140127_Kyrillschau.print


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