Stefan Winckler
Historiker und Buchautor

 Karl Popper zum 120. Geburtstag

Am 28. Juli 1902 wurde der Philosoph Karl Raimund Popper als Sohn einer bildungsbürgerlichen Familie in Wien geboren. In der Jugend war er Mitglied der KPÖ, wandte sich aber vom dogmatischen Marxismus sehr bald ab, als er merkte, wie seine Wiener "Genossen" Menschenleben für politische Zwecke opferten. Popper promovierte 1928 über die "Methodenfrage der Denkpsychologie" und wirkte als Hauptschullehrer. Dem schloss sich eines seiner Hauptwerke an: "Logik der Forschung" (1934, seitdem immer wieder ergänzt). Die immer bedrohlicher werdende NS-Bewegung ließ ihn die Flucht nach Neuseeland antreten, wo er eine Dozentenstelle übernahm. Dort berfasste er seine Schlüsselwerke, wie "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" . Ab 1946 lehrte Popper in London. 

Zu Poppers wichtigsten Lehrsätzen gehörte die Ablehnung von Utopien bzw. "großen Gesellschaftsentwürfen". Damit wandte er sich gegen Platon, Hegel und Marx, während er eher Aristoteles und Kant bevorzugte. Verbesserungen in Politik und Gesellschaft ließen sich nur in kleinen Schritten anzustreben und zu erreichen. Denn: "Der Versuch, den Himmel auf Erden zu verwirklichen, produziert stets die Hölle". Zur Demokratie gehöre die Möglichkeit, evolutionärer Veränderungen, Pluralismus und Abwählbarkeit der Regierung. 
Geschichtliche Vorgänge folgen keinen Gesetzesmäßigkeiten, wie sie Hegel und Spengler nahelegten. Wir können den künftigen Verlauf der Geschichte wissenschaftlich nicht prognostizieren ("Das Elend des Historizismus"). 
Zu Poppers zentralen Begrifflichkeiten gehört die Falsifizierbarkeit: Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können.  Popper verstarb, seit Jahrzehnten vielfach geehrt,1994. Mit ihm verlor die freiheitliche Demokratie einen bedeutenden Denker: den Gegner aller Ideologien und Denkverbote. 

© Stefan Winckler
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