Stupor Mundi oder Antichrist? Kaiser Friedrich II., Re Federico
Es gibt keine geschichtliche Persönlichkeit, die Italiener und Deutsche so stark verbindet wie Kaiser Friedrich II., der in Italien als Federico Secondo bekannt ist. Aufgewachsen in Palermo und bevorzugt in Apulien lebend, ist er sogar eher ein Italiener, ein Sizilianer vor allem, der als König ebendort Maßstäbe setze.
Immer wieder hat Friedrich/Federico die Fantasie der Menschen beflügelt. Ja, noch Jahrzehnte nach seinem Tod gelang es Betrügern, als angeblicher Kaiser in Deutschland erfolgreich aufzutreten. Unterschiedlichste Autoren haben über ihn gearbeitet – sei es schwärmerisch wie Ernst Kantorowicz, oder betont sachlich, ja überkritisch wie David Abulafia. Für Stefan George war er gar der „grösste Friedrich“, wie er in seinem Gedicht "Die Gräber von Speyer" schreibt.
Den Mann, der Jerusalem durch einen Vertrag unblutig für die Christen zurückgewann, der die Berufe des Arztes und des Apothekers trennte, der ein Pionier der Umweltschutzgesetzgebung war und der Sizilien zum modernsten Königreich Europas formte (sich freilich auf die Tradition seiner Ahnen mütterlicherseits, den normannischen Königen, stützte) beschrieb der Stuttgarter Historiker Wolfgang Stürner sehr präzise und mit äußerster Sachlichkeit. Hervorzuheben ist dabei nicht zuletzt das Kapitel "Der Kaiser und sein Hof. Friedrich und sein Gelehrtenkreis, seine künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen" (S. 342-456). Stürners opus magnum von 1991 (erster Band) und 2000 (zweiter Band) ist 2009 unter dem schlichten Titel Friedrich II. als tausendseitige Monografie zu dem sehr günstigen Preis von 24,90 Euro erschienen. Wer sich zur Prüfungsvorbereitung oder bei der Abfassung einer akademischen Arbeit mit Friedrich befassen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei.
Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194-1250. Darmstadt 2009
© Stefan Winckler