Wie realistisch ist die Darstellung des Apothekerberufs in Film und Fernsehen?
Gewidmet den verstorbenen Apothekern
in meiner Familie:
Oswald Büttner, Kurt Winckler, Karlu Krebs
Dissertationen im Fach Pharmazie stellt sich der Laie in der Regel als schwer verständliche Konvolute vor, gespickt mit Formeln und ellenlangen Bezeichnungen für die entsprechenden chemischen Verbindungen. Karl Valentin parodiert letztere in seinem Sketch „In der Apotheke“, in dem er die Apothekerin (Liesel Karlstadt) sagen lässt: „Dann nehmen sie am besten ein Isopropyl-propenyl-barbitursaures-phenyl-dimethyl-dimethyl-amino-pyrazolon“. Kunde (Valentin): „So ein einfaches Wort eigentlich, und man kann sich's doch nicht merken“. Dieser bemerkenswerte Kurzfilm wird, neben vielen anderen, im hier besprochenen Buch erörtert (S. 192-195).
Es gibt aber auch andere Inhalte und Methoden in einer Dissertation im Fach Pharmazie, genauer: Pharmaziegeschichte, die derartige Veröffentlichungen für einen viel breiteren Leserkreis interessant machen. Der Apotheker Christian Redmann aus Ebermannstadt (jetzt Linden-Apotheke Schöllkrippen) untersuchte die Darstellung von „Apotheker[n] in Film und Fernsehen“, also einen Ausschnitt aus dem „medialen Fremdbild“, nachdem das Bild des Apothekers in der Literatur (Georg Urdang, 1921 und 1926) und die Darstellung des Apothekers in der Oper (Doris Zaugg: Musik und Pharmazie. Apotheker und Arzneimittel, 2001) bereits vorliegen.
So ist es an der Zeit, dass Pharmazie und Film/TV-Forschung nun in dieser Ausarbeitung verbunden wurden.
Ausführlich stellt Redmann zunächst seine Methodik der Filmanalyse vor.
Die Leitfragen lauten:
"In welchen Rollen werden Apotheker generell dargestellt?
Zeigt sich ein spezifisches Apothekerbild und was sagt es aus?
Gibt es Stereotypisierungen innerhalb dieser Darstellung?
Wie richtig ist diese Darstellung – gibt es Fehldarstellungen?" (S. 42)
Darüber hinaus prüft er, ob es in den Filmen und TV-Folgen eher um ein Spezialthema wie etwa Betäubungsmittel geht, oder ob ein viel breiter angelegtes alltägliches Berufsleben des Apothekers gezeigt wird. Auch die Frage nach der ordnungsgemäßen und üblichen Ausstattung einer Apotheke wird angesprochen.
Linden-Apotheke in Schöllkrippen, gegründet 1845. Das Haus wurde 1903 gebaut.
Die Ergebnisse werden überzeugend anhand von Beispielen aus deutschen Spielfilmen und Serien wie z.B. „Tatort“ für Pharmazeuten und Laien gleichermaßen gut nachvollziehbar präsentiert. Dem Rezensenten fiel darüber hinaus das gelungene Cover auf.
Christian Michael Redmann: Apotheker in Film und Fernsehen. Ein Beitrag zum medialen Fremdbild des Berufs (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie, Bd. 125). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2020
Redmann ist zusammen mit seiner Ehefrau Ines Redmann Leiter der Linden-Apotheke in Schöllkrippen, Kreis Aschaffenburg.
© Stefan Winckler