Stefan Winckler
Historiker und Buchautor


28. Mai 1291: Die letzten Templer entkommen aus Akkon

Es war eine Sensation, jedenfalls für diejenigen, die sich für die Kreuzzüge im Heiligen Land interessieren: Es gelang der Israelian Antiquities Authority in den Jahren 1992 bis 1999, die Ordensburg der Templer und einen rund 150 Meter langen Tunnel zum Meer auszugraben -. eben jenen Gang, durch den die letzten Kreuzritter an den Hafen gelangten, als sie die Schlacht um Akkon im Mai 1291 verloren hatten. Das israelische Ministerium für Tourismus finanzierte diese Forschungen. Seit 2007 ist der Gang in seiner ganzen Länge für Besucher freigegeben – wovon sich der OMCT-Tempelritterorden e.V. im Juni 2019 überzeugte.

Zwar war den islamischen Eroberern schon am 18. Mai 1291 die Einnahme der Stadt Akkon, „Saint Jean d'Acre“ genannt, im wesentlichen gelungen. Einige Tempelritter verschanzten sich in ihrem Ordenshaus, das mit seinen mächtigen Mauern besonders schwer einzunehmen schien. Wie wird diese Burg ausgesehen haben? Auf akko.org.il ist Genaueres zitiert: „ Die Templerfestung war das stärkste Gebäude in der Stadt und dem Meer zugewandt. Der Zugang zu dieser starken Festung war von zwei mächtigen Türmen mit 8,5 Meter dicken Mauern bewacht. Zu beiden Seiten dieser mächtigen Türme wurden zwei kleinere Türme errichtet; Auf der Spitze eines jeden Turms wurde ein goldener Löwe von der Größe eines Stiers platziert" (Aus der Beschreibung eines Templers während der Belagerung von 1291).  

Bild: In der Festung

Auch Frauen und Kinder hatten sich ihnen angeschlossen, denn ein Gemetzel an Unbeteiligten war zu befürchten. Sultan el-Aschraf bot Ordensmarschall Peter von Sevrey einen Abzug aller Insassen nach Zypern an, wenn ihm die Festung übergeben werde. Peter akzeptierte. Als die Mamlucken – die seinerzeitigen islamischen Truppen - die Festung einnahmen, bemächtigten sie sich der Frauen und Kinder, was die Templer erneut zu den Waffen greifen ließ; die gerade gehisste Sultansflagge wurde sofort wieder eingezogen, die Eroberer getötet. Peter sorgte für die Evakuierung einiger Zivilisten und des Templerschatzes nach Sidon. Als sich Peter zur Übergabe einfand, auf die Sultansworte von „sicherem Geleit“ und „ehrenhafter Kapitulation“ vertrauend, wurde er mit seinen Begleiter sofort enthauptet. Mamlucken gruben gleichzeitig einen Stollen unter den Mauern und bereiteten die endgültige Einnahme vor. In diesem Moment stürzte die Templerburg in sich zusammen, Verteidiger und Angreifer unter sich begrabend.  

Die Templer selbst konnten kurzzeitig eine letzte Bastion im Orient halten: Aruad, eine nur 20 Hektar kleine Insel vor der syrischen Küste. Dort verfügten sie über 120 Ritter und 500 Bogenschützen. 400 Männer und Frauen waren als ziviles Personal beschäftigt. Versuche der Templer, im Bündnis mit den Mongolen, Teile des Festlands zurückzugewinnen, scheiterten. Stattdessen eroberten die Mamlucken die Insel, richteten einen Teil der Überlebenden hin, versklavten die Übrigen, darunter auch Templer. Ritter, die sich der Konversion zum Islam verweigerten, verhungerten Jahre später in der Gefangenschaft.  


Literatur

Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. München 2003 (zuerst Cambridge 1950-54)


Templertunnel


Die ehemalige Templerburg und der Templertunnel in Akkon (uni-augsburg.de)  https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Aruad

© Stefan Winckler                                                                                                

                                                                                                                                        Blick von Akko                                                                                                                                          aufs Mittelmeer



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