Stefan Winckler
Historiker und Buchautor

Die Templer und der Adel in Frankreich. Eine Erfolgsgeschichte 

Der Templerorden entstand als Gründung französischer Ritter um 1119 im Heiligen Land. Er war auf Unterstützung aus Europa angewiesen, um in den Kreuzfahrerstaaten dauerhaft zu existieren. Im Abendland war es Bernhard von Clairvaux, der mit seiner Schrift „De laude novae militia“ (Lob der neuen Ritterschaft) wesentlich dazu beitrug, die Meinung des Adels zugunsten des Tempelritterordens günstig zu stimmen. In den Folgejahren mangelte es nicht an Schenkungen an die Templer im heutigen Frankreich, vor allem in der Champagne, so dass der Orden wohlhabend, ja reich wurde. Nachgeborene Söhne aus aristokratischen Familien traten ebendort dem Orden bei. Jochen Schenk, ein in Glasgow lehrender deutscher Historiker, befasst sich in seiner 2012 veröffentlichten Dissertation mit den Beziehungen der lokalen Eliten in der Champagne, im Burgund und dem Languedoc zum Tempelritterorden. Ein wichtiges, naheliegendes Thema für die Templerforschung, angesichts der zahlreichen Templerkomtureien im französischen Königreich! Für die Aufnahme guter Beziehungen und den Beginn der Unterstützung durch die dortigen Adelsfamilien waren zunächst ideelle Motive ausschlaggebend – so die Identifikation mit den Ordensgrundsätzen, was wenig überraschen wird. Hinzu kamen in Laufe einer solchen Beziehung zwischen einer Familie und dem Orden auch weltliche Motive, wie ökonomische und logistische Vorteile bis hin zur Schaffung militärischer Sicherheit. Es mag nicht verwundern, wenn Verbundenheiten über viele Jahrzehnte bestehen blieben. Der Orden wiederum war in den untersuchten Regionen aus ökonomischen wie sozialen Gründen verwurzelt, was seiner Existenz sehr förderlich war. Was Kreuzzüge und Pilgerreisen betraf, so übertrugen Jerusalemfahrer sehr oft ihren Besitz oder relevante Rechte an die Templer, bevor sie aufbrachen. Sie waren ja auf den Geleitschutz und den Geldtransfer durch die Templer (sowie der Hilfe durch andere Ritterorden) angewiesen.

Die leicht nachzuvollziehende Tatsache einer fast schon symbiotischen Beziehung lässt freilich auch darüber nachdenken, wie der Templerorden abseits seiner „Kerngebiete“ beispielsweise im Heiligen Römischen Reich „funktionieren“ konnte, insbesondere, wenn es Auseinandersetzungen mit anderen Grundbesitzern gab.

Die gut ausgewählte Reproduktion einer Miniatur aus dem 13. Jahrhundert, die die Übergabe einer Urkunde an einen Ordensritter zeigt, rundet das höchst gelungene Werk ab.

Jochen Schenk: Templar Families. Landowning Families and the Order of the Temple in France, c. 1120-1307: Cambridge: University Press, 2012


© Stefan Winckler


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