Vor 800 Jahren: Kreuzritter Otto von der Botenlauben und seine Frau Beatrix in Orient und Okzident
Dort, wo Unterfranken an Thüringen grenzt, liegt das Henneberger Land: Diese Gegend rund um Mellrichstadt und Meiningen, in der ein fränkischer Dialekt gesprochen wird, leitet ihren Namen von den Grafen von Henneberg ab. Ihnen entstammte Otto von Botenlauben: Sein Leben umfasste Aufenthalte in "Outremer" ("Jenseits des Meeres") und an der Fränkischen Saale: Kampf und Ritterorden, Kapitalbesitz und Burgenbau, aber auch die Stiftung eines Klosters bestimmten ein Leben, das ohne seine Ehe einen weit gewöhnlicheren Verlauf genommen hätte.
Aufenthalt im Heiligen Land
Geboren 1175 oder 1177 in Henneberg, nahm Otto im Jahre 1196 das Kreuz, d.h. er gelobte die Kreuzzugsteilnahme. Er zählte zu einem Voraustrupp zur See ab Messina, dem der eigentlich Anführer, Stauferkaiser Heinrich VI., wenige Wochen später folgen sollte. Doch Heinrich verstarb plötzlich im Kgr. Sizilien an Malaria, vielleicht auch an einer gezielten Vergiftung (1197). Otto landete in Akkon und blieb in Palästina (im Gegensatz zu den deutschen Kreuzfahrern, die zurückkehrten, nachdem sie von Heinrichs Tod erfahren hatten). Er heiratete um das Jahr 1207 Beatrix, die (Erb-)Tochter des längst verstorbenen Baron Joscelin III. von Courtenay. Joscelin war Seneschall - ein hochrangiger Verwalter des Königs von Jerusalem. Damit erhielt Otto zahlreiche Besitzungen nahe Akkon: 46 Orte, einschließlich Rechte und Einkünfte wie die Hafengebühren von Akkon. Otto und Beatrix traten in nähere Beziehungen zu Johannitern und Deutschherrn, wie sich anhand von Schenkungsurkunden belegen lässt. Viermal unterbrach Otto seinen über 20-jährigen Aufenthalt im Heiligen Land zu Besuchen in der Heimat.
Burg Botenlauben
Im Jahre 1220/21 kehrten Otto und Beatrix endgültig nach Europa zurück. Von ihren Verkaufserlösen (Abnehmer war der Deutsche Orden, namentlich Hochmeister Hermann von Salza) erweiterten sie das ererbte Haus Botenlauben zu einer beeindruckenden Burg, von der eine lang gestreckte Ruine mit zwei markanten Bergfriedtürmen übrig geblieben ist. 1234 veräußerte das Paar die Anlage an das Bistum Würzburg. Im Bauernkrieg geplündert, später zerstört und als Steinbruch missbraucht, ist die Burgruine heute ein von weitem sichtbares Wahrzeichen und Ausflugziel in Bad Kissingen. Alle zwei Jahre am dritten Septemberwochenende finden hier Mittelalter-Festspiele mit rund 300 Darstellerinnen und Darstellern statt (es sei denn, der Regen macht einen Strich durch die Rechnung, wie 2022). Der Einzug Ottos von der Botenlaube samt Gefolge in mittelalterlichen Kostümen, ein historisches Schauspiel unter freiem Himmel, Minnesang und Feuerschein mit gregorianischem Gesang lassen die feudale Welt des 13. Jahrhunderts lebendig werden.
Ruine Botenlaube
Kloster Frauenroth
Einer Sage zufolge entriss ein Windstoß Beatrix' Schleier und trug ihn von der Botenlaube rund elf Kilometer nach Nordwesten, wo das Paar am Fundort ein Kloster der Zisterzienserinnen namens Frauenroth stiftete (1231). Otto und Beatrix zogen 1234 nach Frauenroth. In der einstigen Klosterkirche sind sie bestattet. Im Jahre 1525 plünderte der Frauenrother Haufen, eine Horde von Aufständischen, die Anlage. 1574 kam sie unter Verwaltung des Bistums Würzburg. Eine erneute Plünderung und der Abbruch der Seitenschiffe im 17. Jahrhundert beeinträchtigten die Überreste weiter. Das Mittelschiff dient seit der Säkularisation als Dorfpfarrkirche. Es handelt sich um ein romanisches Gotteshaus, das in seiner Reduktion den zisterziensischen Geist der Einfachheit und Askese atmet. Fresken aus der Zeit um 1450 am Chorraum erschließen sich erst beim näheren Herantreten. Zwischen Altar und Chor befindet sich die Grablege von Otto und Beatrix. Der Bildhauer, "Meister von Frauenroth" genannt, schuf sie um 1270 bis 1280. "Die Grabplatte zeigt das Stifterpaar lebensgroß im Hochrelief und gehört zu den wertvollsten Werken mittelalterlicher Steinplastik. Das Grabmal ist laut [dem Kunsthistoriker Georg] Dehio ,einzigartig in der poesievollen Idealisierung höfischer Vornehmheit' und weist stilistisch enge Bezüge zu den Stifterfiguren des Westchores im Naumburger Dom auf'" (1) , so der Heimatforscher Rektor i.R. Otmar Zehnter.
Frauenroth, Kirche
Überlieferung und Andenken
Otto starb 1244, Beatrix bald darauf. Der Codex Manesse und die Weingartner Liederhandschrift benennen ihn als bedeutenden Minnesänger seiner Zeit. Das bekannteste Gedicht ist das politische Lied vom Karfunkelstein - eine Anspielung auf die Edelsteine der Reichskrone. (2)
Bad Kissingen ehrte Otto von Botenlauben im Jahre 1965 mit einem Denkmal auf dem Rathausplatz: Seine Skulptur krönt den Minnesängerbrunnen.
Die ehemalige Klosterkirche mit dem Grab der Stifter im Vordergrund und den Wandmalereien im Chor.
Literatur
www.botenlauben-festspiele.de
https://www.burkardroth.de/geschichte/ortschronik/frauenroth/index.html
https://www.fuldainfo.de/graf-otto-von-botenlauben-schreibt-mit-graefin-beatrix-geschichte/
Wegele, Franz X.: Graf Otto von Botenlauben-Henneberg. Würzburg 1875
Informationstafeln in Frauenroth
(1) https://www.burkardroth.de/geschichte/ortschronik/frauenroth/index.html
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Botenlauben
© Stefan Winckler