Stefan Winckler
Historiker und Buchautor

 

Fragen an Stefan Winckler

Was wäre oder was ist für Sie das größte Unglück?

Allgemein: Krieg und seine Folgen, soziale und ökologische Katastrophen, außerdem totalitäre Herrschaft. Persönlich: der Verlust eines geliebten Menschen. 

In Anlehnung an Louis Aragon ließe sich in Bezug auf das Individuum auch sagen: Das größte Unglück ist es, kein Glück zu haben.

Wo möchten Sie leben?

In der südlichen Hälfte Deutschlands oder in Teilen Österreichs. 

Wo wären Sie jetzt am liebsten?

In Flandern, um Kunst und Geschichte zu entdecken und zu vertiefen. Am Abend ist das Bier ein Erlebnis für sich, erst recht, wenn sich Gespräche mit den Menschen vor Ort ergeben. 

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?

Die Kombination aus Gesundheit, finanzieller Sicherheit, Freundschaften,  und der Fähigkeit, aus seinem Zeit- und Kraftbudget etwas Sinnvolles, Nachhaltiges zu machen. Dazu gehört auch, von anderen (und zwar denjenigen, die mir nahestehen) anerkannt zu werden.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?

Diejenigen, die von ihren Verursachern nicht wiederholt, sondern ehrlich bereut werden. Erkennen ist der erste Schritt, und Handeln der zweite. Fehler, die unbeabsichtigt, geradezu versehentlich, geschehen sind. Umgekehrt tue ich mir schwer, mir die eigenen Fehler zu verzeihen.  

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?

Jesus Christus ist im Grunde das Alpha und Omega.

Die Lieblingsgestalt schlechthin in der politischen Geschichte gibt es für mich nicht. Die Antike bietet großartige, weise Persönlichkeiten wie Solon und Perikles in Athen, den genialen Cicero sowie die in nüchterner Pflichterfüllung so starken römischen Kaiser Antoninus Pius und vor allem Marc Aurel. Mittelalter:  Ich bewundere Kaiser Friedrich II. wegen seiner Interessen und Begabungen in- und außerhalb der Politik - doch wie Marc Aurel konnte er insbesondere als König Federico Secondo in Sizilien auf den Leistungen großer Vorgänger aufbauen. Das ist eben eine wesentliche Voraussetzung: fähige Vorgänger und Mitarbeiter. Ausnahmen bestätigen die Regel. Kaiser Heinrich VII. sei nicht vergessen wegen seines Interesses an Reichsitalien, wo ihn viele, Dante insbesondere, ersehnt haben, damit er Frieden und Gerechtigkeit bringe (auch wenn er erfolglos blieb). Maximilian II. als ein Kaiser, dem alles am Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten lag, und der über eine vorzügliche Bildung verfügte. Die fortschrittlichen Leistungen Friedrichs des Großen in der preußischen Innenpolitik und als Bauherr imponieren, seine Kriege schrecken ab. Ludwig I. von Bayern und Friedrich Wilhelm IV. (hätte er sich nur der Sozialen Frage angenommen!) als Bauherrn, Kunst- und Kulturmenschen haben uns viel Wertvolles hinterlassen und nicht zuletzt Frieden gehalten! In Deutschland, 20. Jahrhundert: Walther Rathenau und Gustav Stresemann, der deutsche Widerstand gegen Hitler sowie Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Theodor Heuss, Ernst Reuter und Carlo Schmid, stellvertretend für die anderen humanistisch/freiheitlich/christlich gesonnenen Nachkriegspolitiker der Bundesrepublik. Allen voran Adenauer, der schon als Oberbürgermeister von Köln sehr innovativ war und als Bundeskanzler mit seinen richtigen, wenn auch seinerzeit umstrittenen Entscheidungen wegweisend und erfolgreich war. Ich schätze ihn, und ich mag ihn. Außerhalb Europas: Anwar al-Sadat als Mann des Friedens 1977ff. - Helmut Schmidt hat ihn in beeindruckender Weise als Mann des Ausgleichs auch zwischen den Religionen gewürdigt.

 Lieblingshelden in der Wirklichkeit?

Raoul Wallenberg und der viel zu unbekannte Carl Lutz, stellvertretend für diejenigen Menschen, die Juden vor der Shoah retteten. 

Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?

Diejenigen, die sich für Unfallopfer, Kriegsverwundete, Alte und Kranke sowie Kinder in Not aufopfern.

Bevorzugter Schriftsteller?

Dante, Shakespeare, Goethe. Und Stefan Zweig. Wegen seiner biografischen Werke - und nicht nur deshalb! - ist Zweig zu ehren, der mir zudem dank seiner politischen Werte näher steht als die radikale Linke und Rechte.  Zweig war ein herausragender Stilist mit einem großartigen Gespür für die psychologischen Eigenheiten seiner historischen Figuren. 

Ich bin Schriftstellern, die Aussagekräftiges über eine bestimmte, relevante Epoche gesammelt haben, dankbar, insbesondere Orwell, Solschenizyn und Kempowski. Nicht immer muss der Schriftsteller ja ein genialer Erfinder sein. Ein Finder verdient auch Anerkennung. 

Als Memoirenautor - und als Dramatiker natürlich auch - kann ich Carl Z uckmayer hervorheben: "Als wär's ein Stück von mir". 

Auch die großen Franzosen des 19. Jahrhunderts wie Balzac, Stendhal und Flaubert bedeuten mir viel, auch wenn ich sie in den letzten Jahren aus Zeitgründen weniger gelesen habe.

Entsprechendes gilt für Scott Fitzgerald und John Steinbeck. 

Lieblingsroman?

Zuerst fällt mir "Wir“ von Samjatin ein, auch "1984" von Orwell. Also die beiden großen antitotalitären Romane. Von den neueren deutschen Romanen, die etwas über die Gesellschaft aussagen: "Der Campus“ von Dietrich Schwanitz. Und die Lektüre des "Großen Gatsby" von Scott Fitzgerald möchte ich auch nicht missen. Leider habe ich nicht die Zeit, die "klassischen" Romane von Balzac und Stendhal zu lesen, die ich mir vor einiger Zeit ausgesucht habe - die französische Geschichte im 19. Jahrhundert interessiert mich eigentlich schon. 

Liebster Romanheld?

Keine einfache Frage! Der "Doc" aus John Steinbecks "Straße der Ölsardinen" und "Wonniger Donnerstag" ist ein "prima Kerl", noch dazu an einem kalifornischen Schauplatz. Geht es um Moral und Psychologie, also um die ernsthaften Fragen und weniger um die Unterhaltung, kommt mir Fürst Nechliudow aus Leo Tolstojs "Auferstehung" in den Sinn - er hat seine Fehler erkannt und will sie wiedergutmachen, auch wenn es sehr schmerzhaft und völlig ungewohnt für ihn ist. Überhaupt werden wir bei den russischen und französischen Autoren des Realismus wohl am ehesten fündig.

Welches Buch lesen Sie zur Zeit? 

Emilie Aubry/Frank Tetart: Die Welt der Gegenwart. Ein geopolitischer Atlas. München: C.H.Beck, arte editions, 2022

Auf dem Schreibtisch vor mir liegt die Petrarca-Biografie von Klaus Rudolf Engert.

Welche Vorträge haben Sie zuletzt gehalten?

Der Nahost-Konflikt, Deggenhausertal, April 2024

Jüngste Reisen? 

Belgien, 15.-19. Juli 2024. Gewissermaßen eine Fototour von Orval über Beauraing, Geraardsbergen, Gent, Brügge, Ypern nach Scherpenheuvel. Wallfahrtsorte, sehenswerte Kirchen und Klöster, aber auch die Schauplätze des Ersten Weltkriegs standen auf meinem Programm. Daraus soll ein Bildband mit Erläuterungen zur Geschichte in den drei Sprachen Belgiens, Niederländisch, Französisch und Deutsch, werden.  

Welche Ausstellung / welches Museum haben Sie zuletzt besucht?

Ypern, In Flandern Fields Museum, 18. Juli 2024. Am Tag zuvor: Museum für schöne Künste in Gent.

Bevorzugter Maler?

Ich möchte keinen einzelnen Künstler hervorheben (mit 14 Jahren verehrte ich Salvador Dali,  das war etwas einseitig. Später erweiterte sich der Blick weit über die Surrealisten hinaus).  Im Grunde weiß ich sämtliche Alte Meister zu schätzen, deren Ausstellungen ich im Städel gerne besuche. kürzlich stieß ich auf Michael Pacher mit seiner "Auferweckung des Lazarus". Dieses Gemälde schien mir ein wenig Janssens Elingas Perspektivendarstellungen vorwegzunehmen. 200 Jahre früher! Daneben die italienischen und deutschen Maler des 16. Jahrhunderts, aber auch ein herausragender Vertreter der Holzschnitzkunst wie der Meister I.P; Pieter Janssens Elinga mit seinen Interieurs (erst recht die perspective boxes!), zusammen mit anderen bedeutenden Künstlern des Goldenen Zeitalters der Niederlande wie Jan Vermeer. 

In der Gegenwart faszinieren mich zwei Künstler aus der nächsten geografischen Umgebung: Willy Flassig und Wolfram Bühler. 

Meistgeschätzte Philosophen (mit dem Schwerpunkt: Politische Theorie)

Aristoteles in der griechischen Antike, ferner davon abgeleitet: Albertus Magnus und Thomas von Aquin im christlichen Hochmittelalter (sie rezipierten Aristoteles), Marsilius von Padua im Spätmittelalter (er, der Aristoteles ebenfalls in sein Denken einbezog, wies dem Volk im Gesetzgebungsprozess eine maßgebliche Rolle zu), John Locke als Vertreter der englischen Aufklärung und als früher Verfechter einer Gewaltenteilung, Karl R. Popper und Hannah Arendt im 20. Jahrhundert als Gegner der geschlossenen Denksysteme und v.a. des Totalitarismus. Ich bevorzuge nicht den Entwurf des "idealen Staates" und die Suche nach dem "Sollen", sondern das prüfende Nachdenken über die Vor- und Nachteile der Staatsformen, also die Beschreibung und Erklärung des Bestehenden, verbunden mit einem klaren Urteil. Zielvorstellung soll eine Begrenzung staatlicher Macht und eine Verunmöglichung von Unrecht und Willkür sowie die Sicherung des Friedens sein. Ein allmächtiger Staat wird stets zur Unfreiheit und Unterdrückung finden, so sehr er sich auch ein Wohlergehen seiner Untertanen auf die Fahnen schreibt. Nicht zufällig heißt der Machthaber des völlig freiheitsfeindlichen "einzigen Staates" in dem Roman "Wir" von Samjatin "Wohltäter". Wer sich im alleinigen und ausschließlichen Besitz der Wahrheit in der Politik dünkt, verdient Misstrauen, weil er politischen Wettbewerb ablehnt und freiheitsfeindlich ist.

Zweifellos gehen die Leistungen einiger der genannten Persönlichkeiten nicht nur über das Staatsdenken, sondern weit über die Philosophie hinaus. Vor allem Aristoteles war ein Universalgelehrter, um den griechischen Ausdruck zu verwenden: Polyhistor, beispielsweise als Biologe.  Alle aufgeführten Denker sind aus ihrer Epoche heraus zu begreifen und zu würdigen, ja sie sind epochengebunden. 

Abseits der politischen Theorie ist stets Sokrates zu nennen, diese "Stechfliege" und "Hebamme" der Philosophie: derjenige, der die Menschen im Gespräch zum Denken antrieb und ihnen dabei half, zu Erkenntnissen zu gelangen. 

Lieblingsregisseur/Lieblingsfilm?

Wegen der geschichtlichen Relevanz und der Nähe zur Realität: Wege zum Ruhm (1957) von Stanley Kubrick. Er stellt die Verbrechen von General Reveilhac gegen die eigenen Soldaten im Ersten Weltkrieg nach. Und dies geschieht in größter formaler Brillanz. 

Verdienstvoll war Roberto Rossellini als Mann des Neorealismus im Genre Kriegs- und Nachkriegsfilm und wegen seiner vielen biographischen Fernsehfilme. Fast immer sind es zeitgeschichtlichen Themen und sogar tiefschürfendere geisteswissenschaftliche Fragestellungen, die seine Arbeiten kennzeichnen, explizit und implizit. Dennoch habe ich mich mit ihm in den letzten Jahren nicht mehr befasst (eine Frage der Prioritäten, da ich viel auf Recherche- und Foto-Tour war). 

In Deutschland war Helmut Käutner als Autorenfilmer Schöpfer einiger bedeutsamer Arbeiten wie "Unter den Brücken", "In jenen Tagen" und "Film ohne Titel". Stichwort: Trümmerfilm, poetischer Realismus. 

Die Filme von Francis Coppola vor allem aus den 1970er Jahren waren originell und aufschlussreich in Bezug auf so ernsthafte Themen wie Cosa Nostra, Überwachung, Vietnamkrieg.  Was die letzten Jahrzehnte betrifft, ist für mich Edgar Reitz mit Heimat und Die andere Heimat überragend in Bezug auf die dargestellte geschichtliche Vergangenheit der "kleinen Leute" auf dem Lande und ebenso wegen der formalen Gestaltung. Immer ist auch das ganze Team, etwa der Chefkameramann, mit zu würdigen. Sonst hat Billy Wilder manches Unvergessliche geschaffen, als Autor-Produzent-Regisseur in einem.

Und als einzelner Film ist American Graffiti in jeder Beziehung immer wieder ein Erlebnis, denn auch hier wird ein bestimmtes Milieu in einer exakt begrenzten Epoche ästhetisch meisterhaft gezeigt. Es ist eher ein leiser Humor, wie ich ihn mag - über zwei, drei geschmackliche Ausrutscher wollen wir mal hinwegschauen. Seinerzeit, 1972, war es darüber hinaus kameratechnisch schwierig, eine nächtliche Stadt mit alten Autos samt deren Insassen aufzunehmen. Oder Being There (Willkommen Mr. Chance) von Hal Ashby, der politische Kritik sehr treffend mit Unterhaltung verbindet. Und Sonntags nie als Komödie mit tieferem Sinn.

Eine Annäherung an eine andere Epoche stellt Barry Lyndon von Kubrick (1975) dar, und als unpolitischer, aber "philosophischer" Film bleibt nach wie vor 2001: Odyssee im Weltraum

Bevorzugter Chefkameramann? 

Das eigene Fotografieren schärft den Blick auf die Kameratechnik in formal (und inhaltlich) wertvollen Filmen. Vittorio Storaro (Apocalypse Now, One Tucker, Der letzte Kaiser), Gordon Willis (Der Pate I-III), Haskell Wexler (American Graffiti), Gregg Toland (Citizen Kane, Früchte des Zorns) . In Deutschland: Gernot Roll (Heimat, Die andere Heimat), Igor Oberberg (Unter den Brücken, In jenen Tagen, Film ohne Titel

Bevorzugter Wissenschaftler? 

Publizistik: Prof. Hans Matthias Kepplinger, der verstorbene Prof. Wolfgang Donsbach, also die Mainzer Schule der Publizistik mit ihrer Begründerin Prof. Elisabeth Noelle-Neumann. 

Politikwissenschaft: Die Professoren Backes und Jesse wegen ihrer Leistungen zur Extremismusforschung. 

Geschichte: Prof. Hoeres in Bezug auf Mediengeschichte, insbesondere Geschichte von Zeitungen. Prof. Rödder bezüglich Zeitgeschichte und Überlegungen zum freiheitlichen Konservatismus. Prof. Klaus Hornung +, den ich persönlich gut kannte, mit Blick auf die Vielfalt seiner politik- udn geschichtswissenschaftlichen Veröffentlichungen. 

Lieblingskomponist und Lieblingsmusik?

Rossini, Verdi, also die italienische Oper zu ihren besten Zeiten, gefolgt von Barock  dank Bach, Händel, Telemann. Geistliche Chorwerke. Das 20. Jahrhundert? Schostakowitsch ist interessant als Komponist ernster Musik, der nicht zuletzt den Krieg in seinen Symphonien zum Thema machte. Zusätzlich einzelne Werke wie Lux Aeterna von Ligeti und Gayane Ballet von Chatschaturjan . 

Mir fallen einige sehr schwierig zu spielende Klaviersonaten ein, z.B. "Apres une lecture de Dante" von Franz Liszt. 

Rock und Pop? Big Country, U2 und manche Titel der Hooters aus den 1980ern, der New Wave und erfolgreiche Pop von Police, Boomtown Rats, Blondie, die musikalisch raffiniert verpackte Gesellschaftskritik der Talking Heads, Supertramp, der um 1981 so fein ausgetüftelte und originelle Elektronik-Pop v.a. von Midge Ure sowie die Beatles 1965 bis 1970. Dier Alben von Queen in den 1970ern. Und auch verschiedene Songs von REM. Bestimmte Rock'n'Roll-und Doo-Wop-Klassiker der 1950er und frühen 60er sind immer wieder hörenswert. Alles Oldies, nichts von heute. Anders ausgedrückt: Persönlichkeiten wie Stuart Adamson, Sting, Bob Geldof, David Byrne, Debbie Harry, Mark Knopfler, Bono und The Edge, Alan Parsons haben Maßstäbe gesetzt, Steve Lillywhite hat als Produzent seinen Anteil an der Klasse einiger legendärer Alben jener Zeit. Respekt besteht ferner vor ProgRock und Avantgardisten wie KraftwerkTangerine Dream, Jean Michel Jarre. 

Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Mann am meisten?

Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit, Weisheit - die Tugenden, die Cicero formulierte. 

Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einer Frau am meisten?

Intelligenz, Ausstrahlung, Schlagfertigkeit, gutes Aussehen. Und die Tugenden, die einen Mann kennzeichnen sollen. 

Lieblingstugend?

Klugheit bzw. Weisheit, Gerechtigkeit, Glaube. Ich bewundere es, wenn jemand in schwierigen, emotional aufgeladenen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt.

Lieblingsbeschäftigung?

In Büchern stöbern, im Internet recherchieren, Museen besuchen, durch historische Orte streifen, mit Freunden reden, Fotografieren. 

Wer oder was hätten Sie sein mögen?

Zumindest ein anständiger Mensch in einer friedlichen Epoche, der den sozialen Abstieg nicht fürchten muss und einigermaßen gesund ist. Es wäre aber anmaßend, sich an die Stelle einer bestimmten Person oder in eine Machtposition der geschichtlichen Vergangenheit zu träumen. 

Hauptcharakterzug?

Diese Frage können andere besser beantworten. Vor allem kommt es darauf an, ob sich ein Charakterzug auch in der Wirklichkeit durchsetzt, wenn sich eine Situation unangenehm zuspitzt. Wichtig ist der Gleichklang von Denken, Reden und Handeln. Ergibt die "Klangprobe", was sie ergeben soll?  

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?

Offenheit, Vertrauen, Humor.

Lieblingsfarbe?

Ultramarinblau, königsblau.

Lieblingsblume?

Da bin ich wenig interessiert, aber wenn ich eine Antwort geben soll: die Sonnenblume. Die Farbe der Blütenblätter, der Blütenstand, die Wuchshöhe und schließlich der Nutzen für die menschliche Ernährung - es spricht viel für diese Pflanze.  

Ich wage einen Gedankensprung und zitiere ich hier das unvergleichliche humoristische Bonmot des Philosophen Hans Blumenberg - seine "Lieblingsblume" seien die "Stilblüten der Anderen"

(vgl. https://www.amazon.de/review/R2FKMAD2AIEGHT).

 Bevorzugte Journalisten, Publizisten und Zeitungen in Vergangenheit und Gegenwart?

Vor dem Jahr 2000: Johannes Gross und Joachim Fest als stilistisch herausragende Publizisten mit begründeten Meinungen. Gerhard Löwenthal als Gegner des braunen und roten Totalitarismus. "Welt am Sonntag" in den 1990er Jahren. Peter Scholl-Latour und Gerd Ruge als Auslandskorrespondenten und Buchautoren. In den letzten 25 Jahren: Helmut Markwort und Henryk M. Broder.

 Bevorzugte Zeitungen und Zeitschriften heute? 

Tageszeitungen: Frankfurter Allgemeine Zeitung; Neue Zürcher Zeitung (internationale Ausgabe). Magazine: Cicero, National Geographic, Merian.

Meistgenutzter Radiokanal? 

Bayern 24, seltener: Deutschlandfunk, Bayern Klassik, viel seltener: Oldie-Kanäle wie Big Daddy O Radio.

 Bevorzugter Fernsehkanal?

WELT, NTV, 3Sat, arte, Phoenix, ZDF-info.

Bevorzugte websites  und gedruckte Medien?

Wobei ich leider nicht die Zeit und die Kraft habe, alles zu lesen, was aufschlussreich und wissenswert wäre ...

Frankfurter Allgemeine Zeitung, www.faz.net

Neue Zürcher Zeitung, www.nzz.ch

www.cicero.de

www.spektrum.de 

www.spiegel.de/spiegel/print (Archiv der einzelnen gedruckten Ausgaben seit 1947); der gegenwärtige "Spiegel" fällt gegenüber früheren Zeiten stark ab

www.ifz-muenchen.de/vierteljahrshefte

www.documentArchiv.de

https://de.ejo-online.eu/ (European Journalism Observatory)

https://de.wikisource.org/

www.digitale-sammlungen.de

www.youtube.com

facebook

www.radio.de

 Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten?

Lenin, Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot, also die totalitären Machthaber einschließlich ihrer willigen Vollstrecker, aber auch deren Vorläufer in Theorie und Praxis wie etwa Robespierre, und diejenigen, die dem Totalitarismus den Weg bereiteten und möglicherweise ihre Freunde und Mitarbeiter verraten haben. Joseph Fouché war verabscheuungswürdig, weil er penetrant seinen eigenen Vorteil ungeachtet der politischen Gezeitenwechsel suchte (und fand!), und dabei nur wenige Verbrechen ausließ.

In der westlichen Hemisphäre waren Trujillo und die Duvaliers, jene Mörder und Kleptokraten, besonders widerlich, in Afrika waren Sekou Toure und Idi Amin höchst abstoßend in ihrer Mischung aus Grausamkeit und Dummheit. Und wenn wir schon an Afrika denken: Leopold II. von Belgien verursachte und deckte massenweise Ausbeutung, Verstümmelung und Mord im Kongogebiet - "the horror, the horror" heißt es bei Joseph Conrad in "Das Herz der Finsternis". 

 Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?

All diejenigen, die dazu dienten, noch größeres Übel v.a. für Frauen und Kinder zu verhindern. Dazu gehört auch das Räumen von Minenfeldern. Unvergesslich sind die Geiselbefreiungen in Entebbe und Mogadischu. Die Berliner Luftbrücke, eine logistische Meisterleistung, linderte die Wirkung der Blockade und förderte die Freundschaft mit den westlichen Alliierten, insbesondere den Vereinigten Staaten, auf das Nachhaltigste.

Welche Reformen bewundern Sie am meisten?

Reformen, die Machtmissbrauch und staatliche Willkür reduzieren, also den einzelnen Bürger stärken. Ebenso Reformen, die die soziale Sicherheit verbessern. Leider wird das Wort "Reform" seit einigen Jahrzehnten allzu häufig, geradezu inflationär gebraucht, um politische Vorhaben öffentlichkeitswirksam zu "verkaufen". Konkret bewundere ich die Abschaffung der Folter durch Friedrich den Großen 1740, die Bildungsreformen Wilhelm von Humboldts sowie die Abschaffung der Prügelstrafe beim preußischen Militär.  

 Wie möchten Sie sterben?

Möglichst schmerzlos und schnell, in ferner Zukunft. Wie Wolfgang Wagner einmal sagte: Sang- und kla(n)glos. In Friede mit Gott und den Menschen.

Gegenwärtige Geistesverfassung?

Freude an der Arbeit, Freude am Denken; hellwach und neugierig.

Motto? 

Was die Beziehungen zu anderen Personen betrifft ist Goldene Regel maßgebend: „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg‘ auch keinem anderen zu“. 

Ebenso Kants kategorischer Imperativ: „Handle nur nach derjenigen Maxime, nach der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“ -

Was die eigene Person und ihre weitere Entwicklung angeht: "Sapere aude" (Horaz, Kant): "Wage es, Deinen Verstand zu gebrauchen!" Damit verknüpft und darüber hinaus: "Sei kritisch nach allen Seiten und urteile erst nach Auswertung möglichst aussagekräftiger Informationen unterschiedlicher Herkunft". 

Karl Popper: Arbeite lieber für die Beseitigung von konkreten Mißständen als für die Verwirklichung abstrakter Ideale.
(Utopie und Gewalt. In: Georg Lührs [u.a.] (Hrsg.): Kritischer Rationalismus und Sozialdemokratie. Bonn 1975, S. 303-315, dort S. 311)

© Stefan Winckler

                                                                    Foto: 

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