Erlebnis Fränkische Saale. Ein Reisebegleiter. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2024
Kann ein reich bebildertes Buch über das Tal der Fränkischen Saale mit seinen über 100.000 Einwohnern mehr als Kultur- und Naturbetrachtung bieten? Wir fahren diesen unterfränkischen Fluss hinauf ›in die deutsche Geschichte hinein‹. Die christliche Prägung und die jüdische Vergangenheit der Gegend werden anschaulich beschrieben, Persönlichkeiten vorgestellt, ein leiser Humor nimmt sich der liebenswerten Eigenheiten der Menschen an. Die Reisebeschreibung beginnt an der Mündung in den Main. Anschließend geht es vom regen Verkehrsknotenpunkt Gemünden über das Rokoko-Kloster Schönau, die hochmittelalterliche Homburg, Schloss Saaleck, Hammelburg, Erdfunkstelle Fuchsstadt, Ruine Trimburg, Aura, Euerdorf mit seinen Saurier-Spuren, Bad Kissingen mit dem von der UNESCO als Welterbe ausgezeichneten Kurgelände, den Saaleauen samt Flugplatz, Ruine Botenlauben, Kloster Frauenroth, die Museen in Schloss Aschach, Bad Bocklet, Bad Neustadt mit der Salzburg, Münnerstadt und Bad Königshofen im Grabfeld bis zum zweitgrößten jüdischen Friedhof Bayerns und den Saalequellen bei Alsleben und Obereßfeld. Expertengespräche mit dem Schlossbesitzer von Höllrich und dem Heimatpfleger des Kreises Rhön-Grabfeld runden das epochenübergreifende ›Erlebnis Fränkische Saale‹ ab.
Sigismund von Dobschütz: Reisebegleiter statt Reiseführer
Bad Kissingen. Der nahe Aschaffenburg geborene und auch heute dort lebende Autor und Publizist Stefan Winckler (57) ist seit 25 Jahren eher als Verfasser und Herausgeber sozial- und geisteswissenschaftlicher Bücher bekannt. Erst mit seinem reich bebilderten Band "Kleines Aschaffenburg-ABC" (2020) eröffnete er sich ein neues literarisches Betätigungsfeld. Im August erschien gerade noch rechtzeitig zur Ferienzeit sein ebenfalls mit vielen eigenen Farbfotos angereichertes, 400-seitiges Buch "Erlebnis Fränkische Saale". Darin schildert Winckler den Weg "vom lebhaften Gemünden mit seinen Verkehrswegen ins ziemlich ruhige, aber keineswegs tote Grabfeld bis zu den Quellen bei Alsleben und Obereßfeld", wie er auf Nachfrage dieser Zeitung antwortete. Nicht nur auf die aktuellen Gegebenheiten, wie sie in jedem üblichen Reiseführer zu finden sind, geht der Autor in seinem Taschenbuch ein - mit dem Nachteil, das in unserer schnelllebigen Zeit manche Einzelheit schon wieder überholt ist. Interessant sind vor allem seine gesellschafts- und kulturhistorischen Ausführungen zu den einzelnen Stationen entlang der Saale, zu historischen Bauten über die Salzgewinnung bis zu den mittelalterlichen Burgen, die heute nur noch als Ruinen zu besichtigen sind. "Es ist eine Reise in die deutsche Geschichte", heißt es deshalb im Klappentext des Buches.
"Mein Augenmerk galt gerade auch der jüdischen Vergangenheit der Region" betont Winckler ausdrücklich, da er mit der jüdischen Geschichte in Deutschland "ohnehin etwas stärker verbunden" ist. Nicht nur, dass er seine Magister- und Promotionsarbeit über den bekannten TV-Journalisten Gerhard Löwenthal (1922-2002) geschrieben hatte, sondern auch als heutiges Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Winckler: "Der gezielte Blick aud dieses Thema unterscheidet sich sicher von den meisten üblichen Reisebeschreibungen". Deshalb bezeichnet Winckler sein Buch auch ganz bewusst nicht als Reiseführer, sondern als "Reisebegleiter".
Viel zu sehen im Landkreis Bad Kissingen
Der Landkreis Bad Kissingen bildet nicht nur aufgrund seiner mittigen Lage im Flussverlauf, sondern auch mit allein 150 Seiten den zentralen Teil des Bandes "Erlebnis Fränkische Saale", was durch die beiden Fotos auf Titel und Rücktitel noch hervorgehoben wird. Von Gemünden im Landkreis Main-Spessart kommend, besichtigen wir Hammelburg und reisen an der Erdfunkstelle Fuchsstadt, der Kreuzkapelle Machtildshausen und der Ruine Trimburg vorbei über Aura mit seiner Klosterruine und Euerdorf in die Unesco-Welterbe-Kurstadt Bad Kissingen (60 Seiten) mit der Burgruine Botenlauben, seinen historischen Kurbauten und kulturellen Festivals. Nach einem Abstecher zum Kloster Frauenroth geht es weiter entlang der Fränkischen Saale stromauf ins Staatsbad Bad Bocklet, zum Schloss Aschach und nach Steinach.
Persönliche Verbundenheit
Etwas abseits der Route besuchen wir noch Münnerstadt, bevor die Flussfahrt über Bad Neustadt im Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld fortgesetzt wird.
Aufgelockert wird die erlebnisreiche Fahrt durch einige humorvolle Anekdoten "aus der selbst erlebten Vergangenheit", wie Stefan Winckler im Interview Auskunft gibt, sowie Legenden und Sagen.
Befragt nach seinen Lieblingspunkten im Landkreis Bad Kissingen, erinnert sich der Aschaffenburger gern an seine Kindheit mit Sonntags- und Feiertagsausflügen mit Vater und Stiefmutter nach Bad Kissingen und deren dortige Hochzeit vor bald 50 Jahren. Vor allem aber blieb ihm seine Wehrdienstzeit 1987/88 in Hammelburg in Erinnerung, wo er nach Grundausbildung als Ordonnanz im Offizierheim eingesetzt war. Touristisch gefällt ihm neben der gut erhaltenen oder inzwischen restaurierten Bausubstanz der jeweiligen Ortskerne vor allem die Natur wie die Saale-Auen bei Bad Kissingen und der "Unterlauf der Fränkischen Saale in einer ländlich-idyllischen Gegend".
Alles in allem ist "Erlebnis Fränkische Saale" ein heimatkundliches Buch mit historischem Schwerpunkt, das auch kundigen Saale-Anrainern noch Neues bietet. Man kann es vor Tagesausflügen noch einmal zur gezielten Information zur Hand nehmen. Aber vor allem eignet es sich dank seines handlichen Formats sehr gut als "Reisebegleiter" bei einer mehrtägigen Wanderung sowie für eine Kanu- oder Radtour. <
Motto: Gott gab die Zeit - von Eile hat er nichts gesagt - gesehen in Gräfendorf-Wolfsmünster, Am Schloss
Besprechung in der Zeitschrift "Das Grabfeld":
Erlebnis Fränkische Saale - flussaufwärts in die deutsche Geschichte hinein, zu jahrhundertealten Burgen, Schlössern, Kirchen und mondänen Kuranlagen entführt Sie der Historiker und Journalist Dr. Stefan Winckler aus Schöllkrippen bei Aschaffenburg. Die Reise beginnt im Dreiflüsse-Städtchen Gemünden am Main, führt über Hammelburg in das Bäderland Bayerische Rhön mit dem UNESCO-Weltkulturerbeort Bad Kissingen, weiter nach Bad Neustadt und zu den Saalequellen bei Alsleben und Oberasfeld im ländlich-idyllischen Grabfeld. Hier werden u.a. neben Bad Königshofen, Saal, Wülfershausen und Trappstadt vorgestellt. Und auch das sog. Grüne Band findet in Wort und Bild Erwähnung. Anschaulich erzählt der Autor von herausragenden Persönlichkeiten und historischen Wendepunkten. Expertengespräche mit dem Schlossbesitzer von Höllrich und dem Heimatpfleger des Kreises Rhön-Grabfeld runden das epochenübergreifende "Erlebnis Fränkische Saale" ab. Das 400 Seiten umfassende Buch ist zudem mit zahlreichen ausdrucksstarken Bildern versehen.
Schloss Sternberg
Kritiken auf Amazon:
Michael
5,0 von 5 Sternen Immer der Fränkischen Saale nach - ein Reisebegleiter für Anspruchsvolle
Rezension aus Deutschland vom 22. Februar 2025
Verifizierter Kauf
Normalerweise steht bei klassischen Reiseführern die Informationsvermittlung im Vordergrund. Nicht so bei Dr. Stefan Wincklers jüngstem heimatgeschichtlichem Werk "Erlebnis Fränkische Saale - Ein Reisebegleiter", das, wie schon der Titel sagt, mehr Begleiter denn Führer sein will - und auch ist: unverkrampft, mit leichter Feder voller subtiler Ironie zu Papier gebracht, nichtsdestotrotz mit Tiefgang und wissenschaftlich exakt, wie sich das für einen promovierten Historiker und Publizisten gehört; reich an wahren und auch einigen "unwahren" Geschichten, die der Autor selbstverständlich als solche entlarvt.
Immer wieder trifft der Leser auf seiner spannenden Reise flußaufwärts in Richtung Saalequelle auf Überraschendes und Erstaunliches; selbst Alteingesessene erfahren Neues über ihre Heimat.
Alle Fotos, durchgehend farbig und bis auf Formatschnitte bildtechnisch nahezu unbearbeitet, stammen vom Autor selbst, dem es sehr gut gelingt, Stimmung und Atmosphäre dieser Saale-Reise adäquat einzufangen.
Meine persönliches Highlight ist das Interview mit dem Kreisheimatpfleger Rhön-Grabfeld, Reinhold Albert, am Ende des Buches. Es kommt so lebendig rüber, als wäre man selbst dabei gewesen.
Fazit: Ein Standardwerk für jeden, der auf unterhaltsame Art mehr wissen möchte über Land und Leute im Einzugsgebiet der Fränkischen Saale.
Klaus Engert
5,0 von 5 Sternen Empfehlenswert
Bewertet in Deutschland am 21. August 2024
Die Neuerscheinung „Erlebnis Fränkische Saale“ bietet einzigartige Entdeckungen in ein landschaftliches Kleinod, das abseits ausgetretener Pfade zum Wandern, Kanufahren, Radfahren oder Landschaftsbummeln einlädt. Stefan Winckler hat als ausgewiesener Historiker mit entsprechendem Schwerpunkt die seltene Gabe, wirklich interessante, auch humorvolle Geschichten zu finden und fesselnde Texte zu schreiben. Im Gegensatz zu manch anderem Reiseführer spürt man an den zahlreichen brillanten Fotos, dass der Verfasser hervorragend fotografieren kann. Trotz seiner 400 Seiten ist das Buch erfreulich handlich und damit in jeder Hinsicht ein idealer Reisebegleiter.<
Osterbrunnen in Bad Königshofen
Holger Wörner
5,0 von 5 Sternen Klasse Reisebegleiter
Bewertet in Deutschland am 29. August 2024
Verifizierter Kauf
Informativ, interessant, empfehlenswert!
Tolle Fotos! Selbst für einen Ortskundigen gibt es Neues zu entdecken!<
Maisy
5,0 von 5 Sternen Man fühlt sich beim Lesen als wenn man vor Ort wäre
Bewertet in Deutschland am 20. Oktober 2024
Verifizierter Kauf
So jetzt habe ich das Buch einmal durchgelesen und bin total beeindruckt.
Herr Winckler beschreibt die einzelnen Orte und Wege so gut, dass man sich vor Ort fühlt.
Kleine Anekdoten lockern den Reiseführer auf. Die tollen Bilder sind absolut sehenswert.
Absolut empfehlenswert
Blackhawks
5,0 von 5 Sternen Reiseführer & Bildband mit tollen Einblicken in eine wenig beachtete Region - sehr empfehlenswert
Bewertet in Deutschland am 15. Oktober 2024
Verifizierter Kauf
Ich bin wirklich begeistert - ein tolles, fesselndes Buch, das als Reisebegleiter (-führer) und Bildband meine Erwartungen voll erfüllt hat. Dr. Winckler, den ich als Autor seiner geschichtlichen und politischen Artikel und Bücher schon immer sehr geschätzt habe, beweist auch sein Talent als Fotograf. Bilder und Texte machen Lust eine Gegend Deutschlands zu besuchen, die einem nicht unbedingt als Erstes in den Sinn kommt. Auch für den teilweise ortskundigen eröffneten sich neue Einblicke und Perspektiven. Man kann sich nur von den wirklich hervorragenden Bildern einfangen lassen oder den fesselnden Texten folgen. Ich bin so angetan, dass ich mir das Buch auch als Weihnachtsgeschenk für gute Freunde vorstellen kann.
Nahe Ruine Homburg
Thomas P. Reiter
5,0 von 5 Sternen Schnelle, tiefe Ortskenntnis
Bewertet in Deutschland am 21. November 2024
Wenn man sich schnell eine tiefgehende Ortskompetenz über die reizvolle Kulturlandschaft zwischen Hessen und Bayern verschaffen will, kommt man an dem Werk von Dr. Stefan Winckler nicht vorbei.
Ulrich Feld
5,0 von 5 Sternen Das Buch macht Lust auf mehr...
Bewertet in Deutschland am 1. Juni 2025
Formatieren: Taschenbuch
...nämlich darauf, zumindest einige der im Buch geschilderten Örtlichkeiten einmal selbst zu besuchen und sie sich genauer anzusehen. Der Autor Stefan Winckler nimmt Leser nicht nur mit zu vielen Kirchen, Klöstern und anderen historisch bedeutenden Örtlichkeiten - er hat auch eine Fülle an Details zur Geschichte bis in die Gegenwart der einzelnen Orte ausgegraben. Darunter sogar, welche Fische es in der Saale gibt, welche historische Rolle mitunter Fischfang gespielt hat oder wo man sein Auto gut parken kann.
Aber das Buch erweckt dabei nicht alleine den Eindruck einer ungeheuren Fleißarbeit, obwohl es das sicher gewesen ist. Der Autor zeigt sich bei aller Detailversessenheit auch als versierter Erzähler mit locker-flockigem Plauderton, der sein Thema sehr unterhaltsam aufbereitet hat. Ich lese das Buch gerade wieder und lasse mich dabei auch durch die perfekt eingefangenen Bilder gerne mitnehmen. Das ist alles wirklich sehr gut gemacht!
Christian Redmann
5,0 von 5 Sternen Facettenreiches Werk
Bewertet in Deutschland am 3. Dezember 2024
Formatieren: Taschenbuch
Dieses Buch ist ein Beispiel dafür, dass Deutschland reich an Kultur und Kunst ist. Dr. Winckler gelingt es sehr anschaulich eine doch eher wenig beachtete Kulturlandschaft dem geneigten Lesen kenntnis- und detailreich nahe zu bringen.
Dabei ist kein trockener Reiseführer der "best of's" entstanden, sondern ein wunderschön bebilderter Führer durch das Gebiet der Fränkischen Saale, dessen Geschichte und dessen Entwicklung. Dr. Winckler schenkt nicht nur den bekannteren Ortschaften oder Landmarken seine Aufmerksamkeit, sondern auch und vor allem den eher unbekannteren Perlen an der Saale und generiert hieraus einen Mehrwert, der sicher auch Ortskundigen überraschen dürfte.
Genau wie sein Buch über Aschaffenburg stellt auch diese Publikation wieder eine wunderschöne Bereicherung für jedes Buchregal dar und eignet sich als Ideengeber für den ein oder anderen Wochenendausflug!
Unbedingte Kaufempfehlung - nicht nur als Weihnachtsgeschenk!
Erdfunkanlage bei Fuchsstadt
Dr. Volker Biermann
5,0 von 5 Sternen Sehr gelungene Kombination aus Reiseführer und historischem Panorama
Bewertet in Deutschland am 15. Dezember 2024
Dem Autor gelingt hier eine sehr gelungene Symbiose aus einem Reiseführer und einem historischen Sachbuch. Beeindruckt hat mich auch die Darstellung der jüdischen Vergangenheit mancher Orte. Das Werk macht einen sehr hochwertigen Eindruck, ist flüssig zu lesen; schöne atmosphärische Photos. Ich habe das Buch an einem Wochenende gelesen und es bereits zweimal verschenkt. Die Resonanz war erwartungsgemäß sehr positiv.
Im Frühjahr plane ich eine Reise an die beschriebenen Orte um selbst die Fränkische Saale zu erleben.
Eine klare Empfehlung für diesen Reisebegleiter!
friedhelm beyel
5,0 von 5 Sternen Nach Empfehlung von einem Bekannten habe ichmir die Leseprobe angesehen.
Bewertet in Deutschland am 18. Dezember 2024
Super Reisebericht. Tolle Fotos. Man meint, man wäre dabei gewesen. Werde mir das Buch kaufen
Lochner
5,0 von 5 Sternen Lesenswert und sehr informativ
Rezension aus Deutschland vom 17. Dezember 2024
Formatieren: Taschenbuch
Die Informationen und Darstellungen , sowie die vielen Bilder machen das Buch sehr lesenswert
Bad Kissingen, Arkadenbau
Susanne Hasenstab: Reise entlang der Fränkischen Saale (Main-Echo, 2.4.2025)
Unter dem Titel "Erlebnis Fränkische Saale - Ein Reisebegleiter" hat der Historiker Stefan Winckler aus Schöllkrippen kürzlich im Verlag Königshausen & Neumann einen Bild- und Geschichtsband veröffentlicht. Der Autor dürfte manchem in der Region durch seinen 2020 erschienenen Stadtführer "Kleines Aschaffenburg-ABC" bekannt sein.
Im aktuellen Buch ist es kein lexikalisches Konzept, das er verfolgt. Vielmehr nimmt er den Leser mit auf eine spannende Reise von der Mündung der Fränkischen Saale in den Main im Drei-Flüsse-Städtchen Gemünden bis hin zu den zwei ländlich-idyllisch gelegenen Saalequellen an der thüringisch-bayerischen Landesgrenze. Historische Erläuterungen zu Orten wie Bad Kissingen, Hammelburg, Münnerstadt und Bad Bocklet werden mit stimmungsvollen Fotos aufgelockert, die vom Autor selbst stammen.
Auf unterhaltsame, humorvolle Weise vermittelt Stefan Winckler Wissenswertes und Anekdotisches zu kultur- und geschichtsträchtigen Stätten wie dem Kloster Frauenroth, der Ruine Trimburg, den Saale-Auen, dem historischen Kurgelände Bad Kissingen und dem zweitgrößten jüdischen Friedhof in Bayern.
Stefan Winckler wurde 1967 geboren, studierte Publizistik, Politikwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte, und promovierte über das Leben und Werk des jüdischen Journalisten Gerhard Löwenthal. Als freier Journalist schreibt er unter anderem über Themen der Zeitgeschichte, Vorgänge in Mitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert und über die Ritterorden des Hochmittelalters.
Info: Stefan Winckler: Erlebnis Fränkische Saale - Ein Reisebegleiter, Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2024, Taschenbuch, 404 Seiten, ISBN 978-3-82608347-1, Preis: 24 Euro.
Dr. Dieter Ose: Rezension zu: Erlebnis FRÄNKISCHE SAALE – Ein Reisebegleiter
Das ist der Titel des Buches, das ich mir kürzlich angeschafft habe, da ich in nächster Zeit einmal in diese Gegend reisen möchte. Diese Gegend? Die in der Nähe liegenden größeren Städte wie Würzburg oder Schweinfurt kenne ich schon. Doch das Land in der näheren Umgebung, der Bezirk Unterfranken? Da
kam mir dieses nagelneue Buch gerade recht. Besonders zwei Worte in seinem Titel, nämlich „Erlebnis“ und „Reisebegleiter“ weckten meine Neugier, da sie mir wie ein Versprechen vorkommen.
Um es vorweg zu sagen: Mit diesem Buch, immerhin 400 Seiten stark, jedoch im sehr handlichen DIN A5-Format, hat der Autor das „Versprechen“ m. E. mehr als erfüllt. Aber der Reihe nach, d. h. erst ein paar allgemeinere Bemerkungen. Der „Begleiter“ konzentriert sich fast ausschließlich auf die „Fränkische Saale“. Und wer kennt schon diesen etwa 140 Kilometer langen Fluss sowie seine nähere Umgebung? Dem Verfasser ist es jedenfalls gelungen, dem Leser diese Gegend zwischen Rhön und Main – fernab von Metropolen
gelegen und äußerst idyllisch in ihrer landschaftlichen Konfiguration, nicht überlaufen und immer noch eher unbekannt, quasi fast ein „Geheimtipp“ – nicht nur nahe zu bringen, sondern ihn auch dafür zu begeistern. Dazu tragen nicht unwesentlich die mehr als 300 selbst „geschossenen“ vorzüglichen Photos bei, mit denen der Autor seinen Text in gekonnter Weise visualisiert hat. Mit anderen Worten: Mit diesem Buch in der Hand lässt sich eine sehr schöne Region Deutschlands in Wort und Bild entdecken, „erleben“, an ihr erfreuen.
Das war wohl einer der Gründe, warum der Autor eine solche, doch eher ungewöhnliche Reise, sprich „Erlebnistour“, unternahm und darüber ein Buch schrieb. Denn wer sonst verfasst schon ein relativ umfangreiches Werk über ein doch ziemlich kurzes Flüsschen? Und die Reise, sprich die Darstellung im Buch,
beginnt nicht etwa – wie es „normalerweise“ der Fall ist – an der Quelle des Flusses, sondern an dessen Mündung, und diese ist nahe der Stadt Gemünden.
Dort ergießt sich die „Fränkische Saale“, die nicht mit der Sächsischen Saale verwechselt werden sollte, als größter rechter Nebenfluss mit etwa 16 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Main. Die Region, durch die sich die „Fränkische“ schlängelt, ist, wie angedeutet, bislang als Ganzes eher wenig beachtet und beschrieben. Allerdings befinden sich dort vier Bäder, und dem berühmtesten, dem (ehemaligen) Weltbad Bad Kissingen, widmet der Autor demzufolge auch (verdientermaßen) insgesamt 60 Seiten!
Noch ein paar weitere Worte über das in 24 Kapiteln, die weitgehend die Saale- Ortschaften widerspiegeln, aufgeschlüsselte Buch. Nach einer inhaltsvollen Einleitung folgt, als nächstes „die Mündung“, also „Gemünden am Main“ und endet mit den „Saalequellen“ nahe Bad Königshofen im Grabfeld.
Abgeschlossen wird die Darstellung durch einen Blick auf die in der unmittelbaren Nähe verlaufende ehemalige innerdeutsche Grenze, „Grünes Band“ sowie einem Gespräch des Autors mit dem fachkundigen Heimatpfleger des Kreises Rhön-Grabfeld.
Von Ort zu Ort bewegt sich der Verfasser und beschreibt nicht nur das jeweils Besondere, sondern auch Alltäglichkeiten oder Eigentümlichkeiten am Rande, wie bspw. etwa eine Heimstatt der „Mopsfledermaus“ oder des „Großen Mausohres“. So fällt es beim Lesen leicht, sich in die jeweiligen Gegebenheiten, sei es ein Ort oder sei es eine Landschaft, hineinfinden. Dabei leisten die vielen Photos zusätzlich sehr gute Dienste und tragen exzellent zur Unterstützung des Geschriebenen bei. Die Besuche der Orte oder Landschaften, der Klöster oder Ruinen kann man so fast hautnah erleben, entwickeln sich eben allmählich zu Erlebnissen. Und diese „Erlebnisse“ führen uns u. a. nach Gräfendorf und Hammelburg, nach Bad Kissingen und Bad Bocklet, nach Bad Königshofen oder Trappstadt… Nun, der eine oder andere Namen ist wohl geläufig, wie Bad Kissingen, wo Reichskanzler Otto von Bismarck sehr oft zur Kur weilte, andere sind eher unbekannt wie etwa Aura, doch sie haben auch viel zu „berichten“.
Nicht genug mit den ausführlichen Darstellungen der Orte und ihrer derzeitigen Besonderheiten oder Sehenswürdigkeiten, etc., etc., denn der Autor ist darüber hinaus tief in deren Geschichte eingetaucht. Und er hat nicht nur historisch bedeutsame Ereignisse und Entwicklungen dargestellt, sondern auch einzelne Personen oder Persönlichkeiten quasi zu Wort kommen lassen, so bspw. diejenigen mit Namen wie Kaiser oder Kissinger, wie Döpfner oder Sachs, um nur einige wenige zu nennen. Sogar ein „Kaiserreich“ wird dargestellt, das von Hammelburg….
Das „Erlebnis FRÄNKISCHE SAALE“ lässt wohl kaum Wünsche offen, will sich jemand über diesen malerischen Landstrich im nördlichsten Bayern, seine Bewohner und Orte, Gepflogenheiten und Bräuche, gar über einzelne Dialekte umfassender informieren. Und der „Reisebegleiter“ ist eine gut gefüllte Fundgrube für die Geschichte und das historische Werden der meisten angeführten Orte, z. T. vom Mittelalter bis in unsere Zeit hinein.
Dass der Verfasser eine gute Hand bei der Darstellung und Aufbereitung seines umfangreichen Stoffes hatte und ein lesefreundliches Buch verfasst hat, bedürfte eigentlich keiner gesonderten Erwähnung, ebenso nicht, dass dieses Werk augenscheinlich mit Herzblut gemacht wurde, wohl nach vielen Reisen in jenes Gebiet ... Erwähnt werden soll aber abschließend – erstens – dass Verlag und Verfasser überlegen sollten, bei einer Neuauflage vielleicht die eine oder andere Karte beizugeben. Zweitens soll noch einmal die besondere und überzeugende „Komposition“ des „Begleiters“ oder/und des „Erlebnisses“ hervorgehoben werden. Denn da wird, einerseits durch eine ‚Untermauerung‘ der beschreibenden und erläuternden Texte mit ausdrucksvollen Photos, das Leseerlebnis vertieft. Andererseits werden die Darstellungen des heute Gegebenen mit dem historisch Gewordenem gekonnt verbunden und damit quasi erlebbar gemacht.ünnerstadt, heimatfestspiele
Münnerstadt, Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt"
Das Wandern ist des Lesers Lust.
Hans-Jürgen Mahlitz über Stefan Wincklers Buch "Erlebnis Fränkische Saale"
Das Wandern, so ließ Franz Schubert vor nunmehr 200 Jahren seinen Liederzyklus "Die schöne Müllerin" beginnen, sei "des Müllers Lust". Der Autor des Liedtextes hieß zwar Wilhelm Müller, war von Beruf jedoch Lehrer und Bibliothekar. Und hätte er damals ein Buch wie das jetzt hier vorliegende zur Hand gehabt, hätte er womöglich gedichtet "Das Wandern ist des Lesers Lust"!
Unter dem Titel "Erlebnis Fränkische Saale" hat der Journalist und promovierte Historiker Stefan Winckler ein Buch geschrieben, das – salopp gesagt – eher nicht ins Bücherregal, sondern in den Rucksack gehört und deshalb zu Recht den Untertitel "Ein Reisebegleiter" trägt.
Der Autor ging seinen Lesern mit gutem Beispiel voran und hat sich dieses Buch im wörtlichen Sinne erwandert, und zwar mit der Kamera in der Hand. So entstand ein rundum ansehnliches Werk mit rund 275 farbigen Fotos, von denen nur ein einziges als aus fremder Quelle stammend zu kennzeichnen war. Natürlich ist nicht jedes dieser Fotos der Kategorie "Hohe Kunst" zuzuordnen. Doch dies hat gute Gründe: Im Zweifelsfalle war Winckler gut beraten, den angestrebten Informationsgehalt über den künstlerischen Wert zu stellen. Der Erfolg gibt ihm recht. Die immer wieder fotografisch unterstützten Texte vermitteln ein breit gefächertes Angebot an Informationen über eine Region, die üblicherweise eher am Rande des touristischen und publizistischen Interesses steht.
Schon der Buchtitel verweist auf eine weit verbreitete Wissenslücke: Wem ist schon bewusst, dass es im Herzen Deutschlands gleich zwei Flüsse namens Saale gibt, die übrigens beide im bayerischen Franken entspringen.Die bekanntere ist die Sächsische Saale; sie fließt durch Städte mit klangvollen Namen wie Jena, Naumburg, Merseburg oder Halle, um nach 413 Kilometer in die Elbe zu münden.
Ihre kleinere und weniger bekannte "Schwester", die Fränkische Saale, bringt es nur auf 135 Kilometer.Die aber haben es „in sich“. Von der Quelle bei Alsleben (nördliches Unterfranken) bis zur Mündung in den Main bei Gemünden schlängelt sie sich durch abwechslungsreiche Landschaften und attraktive Orte. So, wie Winckler sie beschreibt, laden sie nicht nur passionierte Wanderer und Naturfreunde ein, sondern sprechen auch jene Zeitgenossen an, die eher zur Bequemlichkeit neigen. Denn die Lektüre dieses Buches ist auch dann ein Genuss, wenn man nicht gleich nach dem ersten Kapitel die Wanderstiefel schnürt.
Das hat seine Gründe: Der Autor ist eben nicht nur aufmerksamer Beobachter einer von Natur und Kultur gleichermaßen geprägten Landschaft, der sein journalistisches Handwerkszeug – also den Umgang mit der Sprache – beherrscht, sondern zugleich auch promovierter Historiker. So lässt er immer wieder geschichtliche Hintergründe und Zusammenhänge einfließen, wie in dem ausführlichen Kapitel, das er Bad Kissingen widmet (S. 160 – 219).
Das Ergebnis sind Texte, die deutlich über die Funktion eines Reisebegleiters hinausgehen und deren Informationswert spürbar zum sympathischen Image dieser Flusslandschaft beiträgt. Ein Eindruck, der natürlich auch dadurch verstärkt wird, dass der Autor offen zu erkennen gibt, wie sehr ihm diese Landschaft am Herzen liegt.
Geschichtsbewusste Leser werden sich bei dem anfangs zitierten Liedgut erinnern, dass auch das Wandern eine durchaus historische Dimension hat. Zum Beispiel spielen im Schaffen des Dichterfürsten Goethe die Lehr- und Wanderjahre eine wichtige Rolle.
Schon die alten Griechen wussten, dass περιπατεῖν (peripatein/herumgehen, umherwandeln, wandern) das Denkvermögen fördert, insbesondere die Fähigkeit, zsammenhängende Gedankengänge zu entwickeln. Folgerichtig nannte sich die Philosophenschule des Aristoteles "Peripatetiker".
Ebenfalls aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert datiert eine Inschrift, die am Ostrand des Athener Burg-Berges gefunden wurde. Sie beschreibt fast schon im Stil eines heutigen Reisebegleiters einen Weg namens "περίπατος" (Peripatos), auf dem man die gesamte Akropolis umwandern konnte.
Oder, um in die jüngere Zeitgeschichte zu wechseln: Karl Carstens war der erste und bislang einzige Bundespräsident, der nach seiner Wahl die Republik für sich erschloss, indem er sie systematisch erwanderte – was ihn fundamental von jenem seiner Vorgänger abhob, der es sich lieber „hoch auf den gelben Wagen“ bequem gemacht hatte.
Mit so viel Historie im Marschgepäck ist denn auch unsere anfängliche Zuordnung zu korrigieren beziehungsweise zu erweitern: Dieses Buch gehört eben nicht nur als Reisebegleiter in den Rucksack, sondern auch ins Bücherregal, und zwar in die Abteilung „informativ und unterhaltsam“ – ein Lesevergnügen, das sich allenfalls noch steigern ließe, hätte man eine Karte, die Flussverlauf zeigt, hinzugefügt.
Bad Bocklet-Steinach: Kruzifix (Riemenschneider, 1516)
Tipps für Touren. Von Ralf Ruppert
Historiker und Journalist Stefan Winckler beleuchtet im Reisebegleiter "Erlebnis Fränkische Saale" Geschichte und Leben zwischen Gemünden und Grabfeld. Eine spannende Lektüre für Touristen und Einheimische
Frühlingszeit ist Reise- und Wanderzeit, die Sonne lockt die Menschen in die nähere und weitere Umgebung.
Wer die Kultur- und Natur-Landschaft entlang der rund 135 Kilometer langen Fränkischen Saale im nördlichen Unterfranken entdecken möchte, kann sich durch den Reisebegleiter "Erlebnis Fränkische Saale" inspirieren lassen. Der in Schöllkrippen im Landkreis Aschaffenburg geborene Historiker, Buchautor und Journalist Dr. Stefan Winckler nimmt die Leser mit auf eine abwechslungsreiche Reise von der Mündung der Saale in den Main bei Gemünden bis ins Grabfeld.
Winckler, Jahrgang 1967, hat in Mainz Publizistikwissenschaft, Politikwissenschaft, Mittlere und Neuere Geschichte studiert und in Chemnitz promoviert. Entsprechend ist sein jüngstes Buch kein klassischer Reiseführer, sondern eine Mischung aus geschichtlichen Einblicken, Interviews mit menschen aus dem Saaletal sowie Tipps zu Natur und Kultur. Der Untertitel "Reisebegleietr" ist stimmig, in dem Buch wird das Wissen über das Reiseziel im Herzen Deutschlands unterhaltsam vermittelt.
Reise führt flussaufwärts
Wincklers Reisebeschreibung beginnt in Gemünden am Main. Über das Rokoko-Kloster Schönau, die hochmittellaterliche Homburg sowie Höllrich und Gräfendorf geht es in den Landkreis Bad Kissingen nach Hammelburg, den ältesten Weinort Frankens. Der Autor spannt einen Bogen vom Kloster Altstadt, Schloss Saaleck und der jahrhunderlangen Zugehörigkeit des Ortes zur Fürstabtei Fulda bis zur modernen Technik der benachbarten Erdfunkstelle Fuchsstadt. Weitere Stationen im Landkreis Bad Kissingen sind die Ruine Trimburg, Aura, Euerdorf mit seinen Saurier-Spuren, die Unesco-Welterbestadt Bad Kissingen mit Saaleauen, Flugplatz und Ruine Botenlauben, Kloster Frauenroth, die Museen in Schloss Aschach, Bad Bocklet, Steinach und Münnerstadt. Im Landkreis Rhön-Grabfeld geht es weiter mit der Kreisstadt Bad Neustadt und der Salzburg über Bad Königshofen im Grabfeld bis (...) zur Grenze zu Thüringen. Zur Sprache kommen die Geschichte der deutschen Teilung und das "Grüne Band" als deren Überbleibsel. Im Kleinbardorf widmet sich Winckler dem zweitgrößten jüdischen Friedhof Bayerns. Das Buch enthält zudem Gespräche mit dem besitzer des Höllricher Schlosses und dem Heimatpfleger des Kreises Rhön-Grabfeld.
(...)
© Stefan Winckler